Selbsthilfegruppen und Familie
Rund drei Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich in Selbsthilfegruppen zu einem bestimmten gesundheitlichen, psychosozialen oder sozialen Thema.
In Selbsthilfegruppen schließen sich Menschen mit demselben Problem oder mit einem gemeinsamen Anliegen oder in einer gleichen Lebenssituation zusammen. Die Selbsthilfeengagierten sind entweder selbst oder mittelbar, etwa als Angehörige, Freund*innen oder Nachbar*innen, betroffen.
Gründe für die große Verbreitung von Selbsthilfegruppen sind zum Beispiel:
- die Zunahme chronischer, degenerativer und psychosomatischer Erkrankungen,
- hohe Flexibilitäts- und Mobilitätserfordernisse durch das Arbeitsleben,
- mangelnde Vereinbarkeit von Familie, Berufstätigkeit und bürgerschaftlichem / zivilgesellschaftlichem Engagement
- hoher psychosozialer Stress.
Eine wesentliche Funktion der gemeinschaftlichen Selbsthilfe in Gruppen ist es, eine Balance zwischen den Anforderungen aus Beruf, Familie, konkreten Problemlagen (Krankheit, Lebenskrise) und persönlichen und sozialen Lebenszielen herzustellen.
Eine zentrale Rolle für die Entstehung und Verbreitung von Selbsthilfegruppen spielen Lücken und Defizite in der sozialen und gesundheitlichen Versorgung und die Schwächung der Auffang- und Bindungskraft von primären Hilfesystemen / Netzwerken (Familie, Verwandtschaft, Nachbarschaft), die durch den gesellschaftlichen Wandel hervorgerufen wird.
Selbsthilfegruppen stellen allerdings keinen Gegensatz zu primären Netzen dar, sondern sind in ihrer Entstehung und Wirkung familienbezogen, familienergänzend und familienentlastend – das zeigt sich zum Beispiel in der Vielzahl von bestehenden Angehörigengruppen.