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07.06.2022

Forscher sehen Jugend im Dauerkrisen-Modus

Ergebnisse der Studie "Jugend in Deutschland – Sommer 2022"

Jüngste Ergebnisse einer repräsentativen Online-Befragung von rund 1.000 14- bis 29-Jährigen verdeutlichen, dass sich Jugendliche aktuell von mehreren, dichtaufeinander folgenden Krisen betroffen sehen. Bestehende Corona-Einschränkungen beeinflussen die Alltagsgestaltung junger Menschen, ebenso deren schulische als auch berufliche Weiterentwicklung. Die Corona-Pandemie verschlechtert anhaltend und stetig die psychische Gesundheit vieler junger Menschen. Messbare Indikatoren sind unter anderem Stress, Antriebslosigkeit und Erschöpfung der Befragten. 27 Prozent sprechen von einer Depression und wünschen sich innerhalb des schulischen Umfeldes mehr professionelle Unterstützung bei der Stressbewältigung und in Krisensituationen.

Krieg in Europa als größte aktuelle Sorge
Zu den größten Zukunftssorgen zählen nicht nur der Klimawandel, sondern die Auswirkungen des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine. Rund 68 Prozent der Befragten geben den Krieg in Europa als größte aktuelle Sorge an. 46 Prozent haben Angst, dass sich der Krieg auf ganz Europa ausweitet. Die Befragten machen sich zudem Sorgen um die Auswirkungen des Klimawandels, allerdings wird dies vom aktuellen Kriegsgeschehen überschattet. Inhaltlich und methodisch wird die Trendstudie halbjährlich vom Jugendforscher Simon Schnetzer in Kooperation mit Prof. Dr. Klaus Hurrelmann durchgeführt.

Junge Menschen gründen Selbsthilfegruppen zu psychosozialen Anliegen
Die aktuellen Studienergebnisse bestätigen die Lage junger Menschen innerhalb des Selbsthilfewesens. Seit Oktober 2021 wurden mittlerweile knapp 150 junge Gruppen hinzugefügt. Insgesamt sind mittlerweile 960 junge Gruppen bei der NAKOS registriert. Viele junge Selbsthilfegruppen wurden innerhalb der Corona-Pandemie gegründet und behandeln psychosoziale Anliegen. Rund 70 Prozent der neu registrierten Gruppen seit Oktober 2021 befassen sich mit psychosozialen Belastungen junger Menschen. Ängste, Depressionen und Vereinsamung sind unter anderem Themenschwerpunkte, die in den Gruppen behandelt werden.

Die NAKOS stellt zu Beginn jeden Monats die sogenannte "Gruppe des Monats" auf dem Portal www.schon-mal-an-selbsthilfegruppen-gedacht.de vor. Diese bleibt einen Monat auf der Startseite des Portals und wird somit der breiten Öffentlichkeit über einen Monat präsentiert. Gruppe des Monats im Mai 2022 war beispielsweise die "sprech mutig"-Gruppe in Heidelberg. Diese befasst sich mit Zukunftsängsten junger Menschen und behandelt darüber hinaus Themen wie Prüfungsangst und Vereinsamung auf Grund der Corona-Pandemie. Im Juni ist eine Gruppe für junge Erwachsene mit psychischen Beeinträchtigungen in Niedersachsen aktuell.

Quelle: Simon Schmelzer: Trendstudie Sommer 2022: Deutschlands Jugend im Dauerkrisen-Modus. Wegen der Kriegsgefahr bröckelt die optimistische Grundstimmung, Blogbeitrag vom 3. Mai 2022 | https://simon-schnetzer.com

Text: Julia Husemann