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28.10.2022

1.000 Gesundheitskioske für Deutschland

Niedrigschwellige medizinische Beratung am "Büdchen" | Krankenkassen sollen zusammen mit den Kommunen die Gesundheitskompetenz fördern

Mit Zigaretten, Feierabendbier und Chips hat die Idee nichts zu tun. An diesen Büdchen gibt es niedrigschwellige medizinische Beratung. Die Rede ist von sogenannten Gesundheitskiosken. Diese gibt es schon vereinzelt in sozialen Brennpunkten Deutschlands wie etwa Hamburg-Billstedt. Prof. Karl Lauterbachs Ziel sind 1.000 dieser Anlaufstellen. Dazu legt der SPD-Bundesgesundheitsminister im Zuge eines Ortstermins in Billstedt nun Eckpunkte für ein Gesetz vor.

Gesundheitskioske bieten insbesondere in sozial benachteiligten Regionen und Stadtteilen niedrigschwellige Beratung an, lautet der Plan des Ministers. Die Krankenkassen sollen zusammen mit den Kommunen die Gesundheitskompetenz der Menschen fördern. Zu den weiteren Aufgaben gehören laut den Eckpunkten die  Vermittlung medizinischer Leistungen sowie entsprechende Beratung und Koordinierung, wie auch die Unterstützung bei der Klärung gesundheitlicher und sozialer Angelegenheiten. Selbst medizinische Routineaufgaben – Blutdruckmessen oder Verbandswechsel – sind vorgesehen.

„Die Kommunen entscheiden eigenständig über die Errichtung eines Gesundheitskiosks und können von den Krankenkassen den Abschluss eines schiedsamtsfähigen Vertrages über die Einzelheiten verlangen“, erörtert das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Die gesetzliche Krankenversicherung soll 74,5 Prozent der Gesamtkosten tragen, die private Krankenversicherung 5,5 Prozent, die Kommunen 20. Die Kioske sollen von examinierten Pflegefachkräften (perspektivisch auch mit Heilkundekompetenz) geleitet werden.

2017 öffnete der Billstedter Gesundheitskiosk in Form einer Unternehmergesellschaft. Es handelt sich dabei um ein Innovationsfonds-Projekt. Zu den Gesellschaftern gehört unter anderem der Virchowbund. Ein Partner ist die AOK Rheinland/Hamburg, die dementsprechend die Pläne aus dem BMG begrüßt. Sie wünscht sich aber: „Die finanzielle Beteiligung der Kommunen sollte höher sein.“ Selbst die Union im Bundestag kann der Idee etwas abgewinnen. „Jedoch ist es auch wichtig, jetzt medizinische Versorgungszentren im ländlichen Raum auf den Weg zu bringen“, fordert Fraktionsvize Sepp Müller.

Text und Quelle: Gerechte Gesundheit, September 2022, www.gerechte-gesundheit.de