Entwicklung der Selbsthilfe
Die Wurzeln des Selbsthilfegedankens in Deutschland lassen sich weit bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Die ersten Selbsthilfezusammenschlüsse entstanden schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, beispielsweise das Blaue Kreuz in Deutschland e.V. (gegründet 1885) sowie der Deutsche Allergie- und Asthmabund e.V. (gegründet 1897).
"Selbsthilfegruppen haben sich im Laufe der Geschichte stets dort gebildet, wo eine Gruppe von Menschen in gemeinsamer Not war und ihre Situation erkannte." (Michael Lukas Moeller)
Die Wurzeln des Selbsthilfegedankens in Deutschland lassen sich weit bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. So lässt sich die Geschichte der Kranken-, Unfall- und Alterssicherung als eine Geschichte gemeinschaftlicher Selbsthilfe zum Schutz gegen die wirtschaftlichen Folgen einer krankheits-, unfall- oder altersbedingten Arbeitsunfähigkeit interpretieren. Auch die ersten eigentlichen Selbsthilfezusammenschlüsse entstanden schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, beispielsweise das Blaue Kreuz in Deutschland e.V. (gegründet 1885) sowie der Deutsche Allergie- und Asthmabund e.V. (gegründet 1897).
Seit den 1950er Jahren entwickelte sich die gemeinschaftliche Selbsthilfe zu einem festen Bestandteil in der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland. Dies verdankt sich vor allem einer zunehmenden Thematisierung von Leistungsmängeln des Gesundheitsversorgungssystems sowie einer seit Mitte der 1970er Jahre wachsenden Kritik an der Dominanz der Anbieter professioneller gesundheitsbezogener Dienstleistungen. Lag der Schwerpunkt bei der Entwicklung der Selbsthilfe zunächst stark auf den Problemlagen körperlicher und kognitiver bzw. geistiger Behinderung sowie Alkoholsucht, sind ab den 1970er Jahren psychologisch-therapeutische und psychosoziale Problemlagen hinzugetreten.
Seit den 1970er und besonders in den 1980er Jahren erfuhr die gemeinschaftliche Selbsthilfe einen enormen Aufschwung. Etwa ein Viertel der im Jahr 2008 bestehenden Bundesvereinigungen der Selbsthilfe wurden in den 1980er Jahren gegründet und fast 40 Prozent in den 1990er Jahren. In den 1990er Jahren trat verstärkt die Gründung von Betroffenenorganisationen, insbesondere bei seltenen Erkrankungen, ein, die heute mehrheitlich unter dem Dach des Kindernetzwerk e.V. für Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene mit chronischen Krankheiten und Behinderungen (gegründet 1992) sowie der Allianz chronischer seltener Erkrankungen (ACHSE) (gegründet 2005) organisiert sind.