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Gemeinsam in der Gruppe

Fragen und Informationen rund um die Gruppenarbeit

Sich in einer Selbsthilfegruppe zu engagieren, ist ein kleines Abenteuer, das man gut selbst gestalten kann. Ob bei der Gruppengründung oder der laufenden Gruppenarbeit: gemeinschaftliche Selbsthilfe bietet viele Möglichkeiten, sich und die eigenen Ideen einzubringen. Es kann aber auch  Zeiten geben, in denen man unsicher ist, welches der geeignete nächste Schritt sein könnte.

Wir haben daher für Sie Informationen zusammengestellt, die hilfreich sein können für die Gruppenarbeit: häufige Fragen zu Beginn, gängige Regeln für eine gelungene Gruppenarbeit und Anlaufstellen, die Sie unterstützen.

Fragen rund um den Aufbau einer Selbsthilfegruppe

Wer sich entschlossen hat, eine Selbsthilfegruppe aufzubauen, wird sich mit vielen Fragen konfrontiert sehen.

"Mit wem will ich mich austauschen?"
Der*die Gruppengründer*in sollte sich die Frage stellen, mit welchem Personenkreis sie sich treffen wollen:

  • Nur mit Frauen, nur mit Männern, nur mit Menschen mit so genanntem dritten Geschlecht? Oder spielt das keine Rolle?
  • Menschen aus einer ähnlichen Altersstufe?
  • Betroffene und Angehörige gemeinsam oder nur Betroffene oder nur Angehörige?

"Wie oft wollen wir uns treffen?"
Manche Gruppen treffen sich wöchentlich, andere jede zweite Woche, einmal im Monat oder seltener. Auch sollte sich die Gruppe überlegen, wie lange das Treffen dauern soll, und natürlich in welchen Räumlichkeiten sie sich treffen will.

"Müssen Formalien bei der Gründung beachtet werden?"
In Deutschland herrscht Versammlungsfreiheit. Sie können sich mit anderen Menschen treffen, warum, wo und wie Sie wollen – sofern Sie nicht, und das sind die einzigen Ausnahmen, unser Grundgesetz oder unsere Demokratie in Frage stellen wollen oder gefährden. Suchen Sie sich Gleichbetroffene und verabreden Sie wiederkehrende gemeinschaftliche Treffen, dann ist Ihre Selbsthilfegruppe existent.

"Welche rechtliche Einordnung hat eine Selbsthilfegruppe?"
Ist die Selbsthilfegruppe ein Zusammenschluss von einzelnen Privatpersonen und nicht als Verein organisiert, so bildet sie im juristischen Sinne eine "Gesellschaft des bürgerlichen Rechts" (GbR). Das Miteinander, Haftung, Verantwortung, Pflichten sind in unserem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt, weswegen eine solche Gesellschaft auch als "BGB-Gesellschaft" bezeichnet wird. Einige Selbsthilfegruppe entscheiden sich, einen Verein zu gründen.

Ausführlichere Informationen zu Rechtsfragen finden Sie in der Rubrik Rechtliches.

"Brauchen Selbsthilfegruppen Geld?" "Können sie Fördergelder erhalten?"
Selbsthilfegruppen bestimmen ihre Arbeitsweise und Ziele selbst. Dafür brauchen viele Selbsthilfegruppen eigentlich gar kein oder kaum Geld. Andere wiederum brauchen für ihre Gruppenarbeit Zuschüsse, zum Beispiel für die Mietkosten des Gruppenraums, für Telefon-, Porto- oder Kopierkosten.

Falls für die Gruppenarbeit Geld benötigt wird, kann die Gruppe auch finanzielle Zuschüsse beantragen zum Beispiel bei den öffentlichen Verwaltungen (Sozial- oder Gesundheitsamt), bei Geschäftstellen von Wohlfahrtsverbänden (Arbeiterwohlfahrt, Paritätischer Wohlfahrtsverband), Kirchengemeinden, Stiftungen und den gesetzlichen Krankenkassen und Pflegekassen.
Es empfiehlt sich unbedingt nachzufragen, welche Voraussetzungen eine Gruppe erfüllen muss und an welche Bedingungen ein Förderantrag geknüpft ist.

Ausführliche Informationen finden Sie in der Rubrik Förderung.

Empfehlungen für die Gruppenarbeit

Es gibt keine festen Regeln oder gar Vorschriften für die Arbeit von Selbsthilfegruppen. Jede Gruppe entwickelt im Laufe der Zeit ihren eigenen Stil. Für Gruppen, bei denen das gemeinsame Gespräch im Mittelpunkt steht, gibt es jedoch einige Empfehlungen für den Umgang miteinander:
 

  • Jede*r bringt sich frei mit seinen Problemen, Gefühlen und Ideen ein.
  • Jede*r soll in der Gruppe zu Wort kommen. Sinnvoll kann es sein, zu Beginn und am Ende der Gruppensitzung eine Blitzlicht-Runde durchzuführen. Jede*r ergreift dann reihum das Wort und spricht über die augenblicklichen Gefühle und Erwartungen.
  • Es kann immer nur eine*r sprechen. Dabei sollte jede*r den Mut zur „Ich-Form“ aufbringen. Die „Man“- oder „Wir-Form“ sollte vermieden werden. Jede*r sollte sich direkt an die anderen in der Gruppe wenden, mit ihnen und nicht über sie sprechen.
  • Es sollte nicht über Außenstehende (zum Beispiel Partner*in), sondern von sich, von den eigenen Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen geredet werden.
  • Gefühle, auch „negative“ Empfindungen, die im Alltag häufig unterdrückt werden: Angst, Schwäche, Abneigung, Sorgen, Ärger, Kränkung, Scham und so weiter sollten in der Gruppe mit der größtmöglichen Offenheit geäußert werden.
  • Störungen haben Vorrang. Wer nicht mehr zuhören kann, beunruhigt, traurig oder wütend ist, sollte das möglichst bald aussprechen. Die Gruppe sollte den Verlauf unterbrechen, um sich diesen Gefühlen zuzuwenden.
  • Eigenständigkeit muss respektiert werden. Nur über Meinungen kann man diskutieren. Beim Erfahrungsaustausch gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Jede*r muss lernen, Erfahrungen und Gefühle als solche stehen zu lassen und nicht zu bewerten oder zu kritisieren.
  • Niemand sollte beschwichtigend oder besserwissend Ratschläge erteilen, wo jede*r nur für sich selbst entscheiden und das eigene Tun verantworten kann.
  • Keine*r sollte sich und andere bei der Lösung von Schwierigkeiten unter zeitlichen Druck setzen. Probleme sollten offen gelassen werden, denn so wie sie nicht von heute auf morgen entstehen, so können sie auch nicht in kurzer Zeit gelöst werden.
  • Dem Gruppengespräch muss kein festes Thema zugrunde liegen, es ist ja in aller Regel keine Diskussion. Der Gesprächsverlauf ist offen. Diskussionen über bestimmte Themen sollten extra vereinbart werden.
  • Über die Gespräche in der Selbsthilfegruppe wird gegenüber Außenstehenden Stillschweigen bewahrt.

Ansprechpartner und Fortbildungsmöglichkeiten

Wer eine Selbsthilfegruppe gründet oder leitet, erhält von verschiedenen Seiten Unterstützung:
 

  • Selbsthilfekontaktstellen: Die Selbsthilfekontaktstellen unterstützen einerseits beim Aufbau einer Selbsthilfegruppe. Sie helfen dabei, sich über das Ziel der Gruppe klar zu werden, und machen durch Öffentlichkeitsarbeit auf die Gründung aufmerksam. Darüber hinaus bieten Selbsthilfekontaktstellen Hilfe für bestehende Gruppen. Sie bieten beispielsweise Fortbildungen an oder Supervision bei Gruppenkonflikten.
  • Auch Selbsthilfeorganisationen unterstützen einzelne Gruppen aus ihrem Themenbereich. Wie die Unterstützung im Einzelnen aussieht, erfragt man am besten bei der jeweiligen Selbsthilfeorganisation.
  • Die NAKOS informiert und berät Selbsthilfegruppen zu grundsätzlichen Fragen und stellt verschiedene Informationsmaterialien rund um die Gruppenarbeit an.
  • Darüber hinaus bieten auch Fortbildungsakademien Unterstützung für Selbsthilfegruppen. Eine Übersicht an Fortbildungsmöglichkeiten finden Sie in unserer Rubrik Fort- und Weiterbildung.

Broschüre "Starthilfe"

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Aufbau von Selbsthilfegruppen. Ein Leitfaden

Broschüre "Gemeinsam aktiv"

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Arbeitshilfe für Selbsthilfegruppen

Broschüre "Gruppen im Gespräch - Gespräche in Gruppen"

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Ein Leitfaden für Selbsthilfegruppen