Liebe Leser*innen,
sechs Wochen dauert inzwischen der Krieg Russlands gegen die Ukraine an. Mehr als 300.000 Menschen sind bisher vor dem Krieg nach Deutschland geflohen. Die ersten Selbsthilfeorganisationen unterstützen Geflüchtete mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen mit eigenen Angeboten. Lesen Sie hierzu und über weitere interessante Themen in unserem April-Newsletter:
Im NAKOS-Jahresbericht 2021 blicken wir zurück auf das vergangene Jahr: Unser Fachportal www.selbsthilfe-unterstuetzen.de ging 2021 online, welches vor allem Mitarbeitenden in Selbsthilfekontaktstellen umfassendes Wissen vermittelt. Weitere Arbeitsschwerpunkte waren "Digitale Selbsthilfe stärken", "Generationenwechsel begleiten" und "Corona-Selbsthilfe fördern". Hierfür erarbeiteten wir neue Fortbildungsformate und Online-Austauschtreffen. Neben den Regelaufgaben beschäftigten sich Projektmitarbeitende mit der Jungen Selbsthilfe, Autonomie und Gesundheitskompetenz.
Im März fand der Public-Health-Kongress Armut und Gesundheit in digitaler Form statt. Unter dem Motto "Was jetzt zählt" haben mehr als 500 Referierende ihre Expertise in die Diskussionen rund um gesundheitliche Ungleichheit, soziale Determinanten von Gesundheit und Public Health in Deutschland eingebracht.
Mit einer eigenen Session beteiligten sich die NAKOS und die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (DAG SHG) an dem diesjährigen Kongress. Unter dem Titel "Selbsthilfe trägt: Wirkungen und Potenziale gemeinschaftlicher Selbsthilfe im Zeitgeschehen der Corona-Pandemie" wurden drei Kurzinputs zu unterschiedlichen Schwerpunkten präsentiert. Peggy Heinz informierte über die Bedeutung gemeinschaftlicher Selbsthilfe für die Krankheitsbewältigung und über Selbsthilfe in Zeiten der Covid-19-Pandemie. Anja Schödwell von der DAG SHG zeigte anschließend die Relevanz gemeinschaftlicher Selbsthilfe für pflegende Angehörige.
Mehr als 300.000 Menschen sind bisher vor dem Krieg aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Die ersten Selbsthilfeorganisationen unterstützen Geflüchtete mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen mit eigenen Angeboten. Welche Angebote es bisher gibt, zeigt eine Linksammlung der BAG SELBSTHILFE.
Die Übersicht umfasst in erster Linie mehrsprachige Informationsangebote, oft in Russisch oder Englisch, vereinzelt auch in Ukrainisch. Beispielsweise bietet der Mukoviszidose e.V. ein Informationsblatt in Ukrainisch und anderen Sprachen an. Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft hat ein Wörterbuch mit Begriffen und hilfreichen Sätzen rund um die Krankheit veröffentlicht.
Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) veröffentlicht auf seiner Internetseite Informationen für Helfende rund um den Krieg in der Ukraine. Unter anderem wird auf einen Artikel darüber verlinkt, wie Einzelne und Freiwilligenagenturen jetzt unterstützen können.
Die NAKOS-Übersicht zu Corona-Selbsthilfegruppen umfasst inzwischen 100 regionale Selbsthilfeinitiativen in Deutschland, die schon länger bestehen oder gerade starten. Neu aufgenommen wurden weitere Gruppen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Die Corona-Selbsthilfe umfasst Zusammenschlüsse von Long-Covid-und Post-Covid-Erkrankten, aber auch Selbsthilfeinitiativen mit psychosozialen Anliegen, zum Beispiel trauernde Angehörige von Menschen, die an Covid-19 verstorben sind.
Neu in unserer Datenbank BLAUE ADRESSEN: Eine erwachsene Person mit Arachnoiditis sucht weitere Betroffene und erfahrene Fachleute zum bundesweiten Informations- und Erfahrungsaustausch. Arachnoiditis zeichnet sich aus durch Schmerzen vom unteren Rücken bis zum Gesäß und in die Beine ziehend sowie weitere Missempfindungen. Weitere Bezeichnungen für das seltene Krankheitsbild sind Perineuralzyste, Tarlov-Zyste oder Arachnopathie.
Der LEBENSMUTIG-Blog sucht eine*n Blog- oder Gastautor*in:
"Dein Thema fehlt? Du hast etwas zu sagen? Du bist ein*e Augenöffner*in? Schreib mit! Wir als LEBENSMUTIG Junge-Selbsthilfe-Blog wollen unsere Vielfalt vervielfältigen. Mit Dir?
Geld gibt es keins, dafür ein gutes Gefühl, eine Mitteilungsplattform und eine tolle Community. Du bist Betroffene*r oder Angehörige*r eines*er Betroffenen? Du bist Mitarbeiter*in in einer Kontaktstelle? Dein Blick auf Selbsthilfe, Dein Umgang mit deiner Erkrankung, Dein Umgang mit der Erkrankung eines*er Angehörigen und Deine Geschichte zählt! Möchtest Du sie mit der Welt teilen? Bei uns kannst du es!"
Mit einer gemeinsamen Stellungnahme kritisieren die Ärzteinitiative MEZIS e.V., Leitlinienwatch.de und Transparency International Deutschland e.V., dass die Zusammenarbeit zwischen Medizin und Industrie seitens der medizinischen Fachgesellschaften eindimensional bewertet werde. Interessenkonflikte würden hier zwar durchaus thematisiert, allerdings würde zu wenig vor den Gefahren möglicher Beeinflussungen gewarnt beziehungsweise gegensätzliche Interessen nicht transparent gemacht und bestehende Konflikte somit verharmlost.
Die Stellungnahme enthält sechs konkrete Forderungen an die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften und die weiteren medizinischen Fachgesellschaften sowie Hintergrundinformationen zu konkreten Kooperationsformen und ihren möglichen Fallstricken für eine unabhängige Medizin.
Die NAKOS befasst sich im Projekt "Autonomie und Selbstbestimmung in der Selbsthilfe" auch mit grundsätzlichen Fragen der Unabhängigkeit und Transparenz im Gesundheitswesen.
Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (DAG SHG) richtet zum 42. Mal ihre Jahrestagung aus unter dem Motto "Mit uns für alle – Selbsthilfe bringt sich ein". Die bundesweite Tagung für Fachkräfte aus Selbsthilfekontaktstellen und -unterstützungseinrichtungen findet vom 13. bis 15. Juni 2022 in Bremen statt und wird in Kooperation mit dem Netzwerk Selbsthilfe Bremen-Nordniedersachsen e.V. und den Einrichtungen der DAG SHG durchgeführt. Anmeldungen sind bis zum 20. Mai möglich – bei begrenzter Teilnehmendenzahl.
Bei der Jahrestagung 2022 nimmt die DAG SHG die Bedeutung der Selbsthilfe als Partizipationsbewegung – insbesondere im Gesundheitswesen – auf. Das Programm beleuchtet den Begriff der Partizipation, stellt gute Beispiele für gelingende Kooperation und Partizipation vor, betrachtet die Rolle der Selbsthilfekontaktstellen als unterstützende Agenturen, aber auch als Akteure in Gremien. Darüber hinaus zieht die Veranstaltung ein Fazit der derzeitigen Bedingungen und Möglichkeiten, aber auch der Grenzen und zukünftigen Herausforderungen für die Selbsthilfe, wenn diese sich weiterhin sinnvoll, machbar und unterstützend für Menschen mit unterschiedlichen Erkrankungen in gesellschaftliche Entwicklungen einmischen will.
Ab Mai ist der Truck der NRW Selbsthilfe-Tour wieder unterwegs in Nordrhein-Westfalen. Bis in den Herbst hinein steuert der Selbsthilfe-Truck verschiedene Städte an und wird vor Ort in eine Bühne umgebaut. Auf und vor der Bühne werben die örtlichen Selbsthilfekontaktstellen und die Landesorganisationen der Selbsthilfe für Selbsthilfegruppen. KOSKON NRW ist einer der Projektpartner.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) hat in einer Stellungnahme das Diskussionspapier für das geplante Demokratiefördergesetz kommentiert. Das Diskussionspapier war im Februar vom Bundesfamilienministerium und dem Bundesinnenministerium veröffentlicht worden. In dem Diskussionspapier werden drei Ziele für das Demokratiefördergesetz genannt: für den Bund einen gesetzlichen Auftrag "im Bereich der Demokratieförderung, Vielfaltgestaltung und Extremismusprävention" schaffen, die Finanzierung sicherstellen und Fördervoraussetzungen festschreiben. Weiter werden sieben Regelungselemente beschrieben, wie diese Ziele umgesetzt werden sollen.
Die BAGFW kommentiert in ihrer Stellungnahme einzelne Regelungselemente. In der Schlussbemerkung zum Diskussionspapier heißt es: "Die BAGFW plädiert dafür, Demokratieförderung, Partizipation und Engagementpolitik zusammenzudenken und miteinander zu verknüpfen. Das Demokratiefördergesetz in Kombination mit der im Koalitionsvertrag angekündigten Nationalen Engagementstrategie sowie den angekündigten Maßnahmen gegen Diskriminierung kann hierfür ein guter Rahmen sein." Das Demokratiefördergesetz soll 2023 verabschiedet werden.
Im September findet zum zweiten Mal die bundesweite Aktionswoche Selbsthilfe "Wir hilft" statt. Bereits am 7. Mai 2022 wird der digitale Veranstaltungskalender präsentiert. Interessierte können sich dafür beim Paritätischen anmelden, dem Initiator der Aktionswoche.
Der Paritätische Gesamtverband hat eine Übersicht mit Literaturhinweisen und Beratungsstellen erstellt, die Interessierten beim Umgang mit Verschwörungserzählungen helfen. Die Literaturhinweise umfassen etwa Informationen der Bundeszentrale für politische Bildung und der Amadeu-Antonio-Stiftung. An Beratungsstellen werden bundesweite Hilfsangebote wie auch länderspezifische Stellen aufgelistet. Der Paritätische Gesamtverband hatte am 1. März 2022 in Kooperation mit der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus Berlin und der NAKOS eine Online-Veranstaltung zum Thema "Verschwörungserzählungen als Herausforderung in der Selbsthilfe" durchgeführt.
Die Expertengruppe des "Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz" (NAP) hat ein Plädoyer für mehr Gesundheitskompetenz veröffentlicht. Sie richtet dabei einen Appell an die Bundesregierung, die Regierungen der Bundesländer und die verantwortlichen gesellschaftlichen Institutionen, die Empfehlungen des NAP aufzugreifen.
In Hinblick auf aktuelle Studien zur Gesundheitskompetenz und den deutlich gewordenen Versäumnissen im Bereich der Gesundheitsinformation und Gesundheitskommunikation während der Corona-Pandemie fordern die Expert*innen, dem Thema einen größeren politischen Stellenwert einzuräumen und die Empfehlungen des NAP und der Strategiepapiere umzusetzen. Gefordert werden neben der Verbesserung der Gesundheitskompetenz der Menschen zusätzliche Investitionen in die Förderung von Gesundheitskompetenz. Gleichzeitig wird im Papier Zwischenbilanz aus der Pandemie gezogen und auf zukünftige Krisen und Herausforderungen verwiesen, zu deren Bewältigung Gesundheitskompetenz erforderlich sei.
Radeln, zelten, informieren: Die MUT-TOUR ist inzwischen vielen bekannt. Seit zehn Jahren begeben sich im Sommer Teams aus Tandem-Fahrer*innen oder Wander*innen auf Deutschland-Tournee. Ihr Ziel: die nächste Stadt – und mehr Offenheit im Umgang mit Depression.
Aus der Initiative um die MUT-TOUR ist vor zwei Jahren der Verein Mut fördern e.V. entstanden. Der Verein hat inzwischen weitere Projekte ins Leben gerufen. Eins davon ist das Angebot "Selbsthilfe unterstützen" für Leitende von Selbsthilfegruppen. Der Verein bietet Selbsthilfegruppen zu psychischen Erkrankungen bundesweit an, "als Vereinsmitglied unsere datenschützenden Ressourcen mitzunutzen, wie etwa weiterleitende Telefonnummern, E-Mail-Postfach, Webvisitenkarte, Cloud oder Chat". Gruppen können sich auch etwa zu Fragen der Öffentlichkeitsarbeit beraten lassen.
Das Netzwerk Engagementförderung hat die Dokumentation ihres Workshops "Gesellschaft mitgestalten! Engagementfördernde Einrichtungen im Wandel" veröffentlicht, der im Februar stattgefunden hatte. Bei dem Workshop hatte Holger Krimmer, Geschäftsführer der ZiViZ gGmbH, eine Expertise zu Wandlungsprozessen und perspektivischen Weiterentwicklungen der Zivilgesellschaft vorgestellt. Die Teilnehmenden aus Bürgerstiftungen, Freiwilligenagenturen, Selbsthilfekontaktstellen, Mehrgenerationenhäusern und Seniorenbüros erarbeiten anschließend Ideen, wie die Herausforderungen bewältigt werden können, die Krimmer skizziert hatte.
Patientenbeteiligung und Patientenvertretung sind zu einem zentralen Bestandteil der Krebsselbsthilfe geworden. Eine Gruppe Wissenschaftler*innen um Christopher Kofahl vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat 204 Leiter*innen von Krebsselbsthilfegruppen befragt, in welchen Bereichen Patientenbeteiliung und -vertretung stattfindet, wie die Befragten ihre eigenen Kompetenzen einschätzen und welche Unterstützungsbedarfe es gibt. Die Ergebnisse wurden im selbsthilfegruppenjahrbuch veröffentlicht.
Mehr als 40 Videos in vier Jahren: Die Talksendung "Dann eben anders" der Selbsthilfekontaktstelle SEKIZ in Potsdam ist eine der wenigen regelmäßigen Videoformate aus der Selbsthilfe. In der Geburtstagsausgabe war die RTL-Moderatorin Tanja Bülter zu Gast, die über ihre Brustkrebsdiagnose mit 48 Jahren und ihren Umgang damit spricht.
SEKIS-Mitarbeiterin Nadine-Claire Geldener sprach mit ihren Talkgästen in letzter Zeit über Gewalt gegen Männer, gesundes Älterwerden und den frühren Tod von Angehörigen. Die meisten Gesprächspartner*innen sind Prominente: Im Laufe der vier Jahre erzählten etwa der Modedesigner Harald Glööckler, die Schauspielerin Mirja du Mont und der Politiker Gregor Gysi von schweren Zeiten in ihren Leben. Die Talkreihe auf YouTube wird ergänzt durch einen Instagram-Kanal.
Nationale Kontakt- und Informationsstelle
zur Anregung und Unterstützung von
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Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon: 030 / 31 01 89 60
Fax: 030 / 31 01 89 70
E-Mail: selbsthilfe@nakos.de
Das Wissensportal zur Selbsthilfe:
www.nakos.de
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