NAKOS NEWSLETTER

Oktober 2021


Liebe Leser*innen,

niemand weiß im Moment, ob im Winter Treffen von Selbsthilfegruppen in Präsenz möglich sein werden. Auch ist noch unklar, welche sozial- und gesundheitspolitischen Ziele die kommende Bundesregierung beschließen wird. Die gemeinschaftliche Selbsthilfe und ihre professionelle Unterstützung aber wappnet sich für aktuelle und künftige Probleme:

  • Handreichung: So gelingen digitale Treffen der Selbsthilfe
  • Erste Patientenleitlinie zu Long Covid und Post Covid veröffentlicht
  • DAG SHG verabschiedet "Leitlinien zur Wahrung von Unabhängigkeit und Selbstbestimmung"
  • Fachausschuss Pflegeselbsthilfe gegründet
  • Forschungsprojekt untersucht Peer Mentoring von Krebserkrankten

IN EIGENER SACHE

Logo Selbsthilfe unterstützen. Das Fachportal

Selbsthilfe fachlich unterstützen: NAKOS startet neues Online-Portal

Eine neue Internetplattform für Fachkräfte aus Selbsthilfekontaktstellen informiert über berufliche Aufgaben im Arbeitsfeld der Selbsthilfeunterstützung. Das Fachportal www.selbsthilfe-unterstuetzen.de stellt Wissen rund um die professionelle Tätigkeit in Selbsthilfekontaktstellen bereit. Mit Beiträgen zu Grundlagen, Strukturen und aktuellen Handlungsherausforderungen können angehende und erfahrene Fachkräfte ihre Kenntnisse erweitern oder auffrischen.

Mitarbeitende können zudem umfänglich und übersichtlich Fachliteratur und Arbeitshilfen recherchieren. Das integrierte Lexikon beinhaltet Begriffe und Themen rund um die gemeinschaftliche Selbsthilfe. Inspirierende Praxisbeispiele zeigen konkrete Projekte vor Ort. Das Fachportal wurde von der NAKOS im Rahmen einer Projektförderung durch das Bundesministerium für Gesundheit aufgebaut.

Bild: Alexandra Koch (Pixabay)Bild: Alexandra Koch (Pixabay)

So gelingen digitale Treffen der Selbsthilfe

NAKOS-Handreichung erleichtert Gruppen den Einstieg

Digitale Treffen von Selbsthilfegruppen sind mit der Pandemie alltäglich geworden. Viele fremdeln allerdings noch mit diesem neuen Alltag. Die neue NAKOS-Handreichung zu "Digitalen Treffen von Selbsthilfegruppen" unterstützt alle Gruppen, die digitale Treffen ausprobieren möchten. Der erste Teil informiert über technische Voraussetzungen und Datenschutz. Der zweite Teil befasst sich damit, wie digitale Gruppentreffen gelingen: Vertraulichkeit, Moderation und Gesprächsregeln. Der dritte Teil beschreibt Unterstützungsmöglichkeiten, die Gruppen von örtlichen Selbsthilfekontaktstellen erhalten können.

SELBSTHILFE UND CORONA

Erste Patientenleitlinie zu Long Covid und Post Covid veröffentlicht

Selbsthilfegruppen waren an der Entwicklung beteiligt

Die erste Patientenleitlinie zur Behandlung von Long Covid und Post Covid wurde veröffentlicht. Der Leitfaden beschreibt häufige Symptome und erklärt, wie Betroffene sich verhalten können. Entwickelt wurde die Leitlinie von 16 medizinischen Fachgesellschaften gemeinsam mit Selbsthilfegruppen und Patient*innen, berichtet Aerzteblatt.de.

Der Leitfaden unterscheidet Long Covid und Post Covid: Long Covid beschreibt Symptome, die auch mehr als vier Wochen nach einer akuten Covid-19-Infektion anhalten. Post Covid beschreibt das Krankheitsbild mehr als zwölf Wochen nach der Infektion. Die Patienteninformation beruht auf der Behandlungsleitlinie für Ärzt*innen.

Banner Selbsthilfe & Corona

Corona-Selbsthilfe: 54 regionale Initiativen in Deutschland

Die NAKOS-Übersicht zu Corona-Selbsthilfegruppen umfasst inzwischen 54 regionale Selbsthilfeinitiativen in Deutschland, die schon länger bestehen oder gerade starten. Corona-Selbsthilfe – das sind überwiegend Menschen, die an Long Covid oder Post Covid erkrankt sind und sich darüber austauschen wollen. Weiter gibt es auch Zusammenschlüsse zu psychosozialen Anliegen, zum Beispiel trauernde Angehörige von Covid-19-Verstorbenen oder Menschen, die die Einsamkeit während der Pandemie gemeinsam überwinden wollen.

Landesvertreter*innen berichten von deutlichem Zulauf bei Selbsthilfegruppen

Die Selbsthilfe vor Ort erlebt während der Pandemie einen deutlichen Zulauf, berichteten die Landesarbeitsgemeinschaften der Selbsthilfekontaktstellen und die landesweiten Selbsthilfekontaktstellen bei einer bundesweiten Fachtagung der NAKOS im September in Leipzig. Auffällig: Immer mehr junge Menschen mit Ängsten und Depressionen wenden sich an die Selbsthilfekontaktstellen. Sie werden in Gruppen vermittelt oder bei der Neugründung tatkräftig unterstützt. In der Zeit der Kontaktbeschränkungen haben sich auch einige Gruppen aufgelöst. Betroffen sind vor allem jene Gruppen, die schon zuvor wegen Nachwuchssorgen in ihrem Fortbestehen bedroht waren.

JUNGE SELBSTHILFE

Logo LEBENSMUTIG. Junge Selbsthilfe Blog

Ein Imagefilm – und wie er entstanden ist

Bloggerin schreibt über ihren Filmdreh

LEBENSMUTIG-Bloggerin "Mutsammlerin" hat an einem Filmdreh mitgewirkt. Entstanden ist ein Imagevideo für eine Selbsthilfekontaktstelle. Bei der Dreharbeiten aber hat sich die "Mutsammlerin" unwohl gefühlt. Wieso – das erzählt sie im LEBENSMUTIG-Blog.

WDR-Dokumentation über Generation Z

Die Generation Z, wie tickt sie und was macht sie aus? Das zeigen und erzählen vier Mädchen und vier Jungen im Alter von 15 bis 17 Jahren in einer WDR-Dokumentation. Viel wird in den Medien über sie spekuliert und Soziolog*innen und Psycholog*innen sprechen davon, dass diese Generation anders ist als alle bisherigen, denn sie wurde in ein neues, digitales Zeitalter geboren.

In drei Folgen erfahren wir über die Tiefen, aber auch die Highlights ihres Lebens. So erzählt Marie mit beeindruckender Offenheit, wie bei ihr der Schönheitswahn in den Sozialen Medien eine Essstörung auslöste, und Moritz berichtet, wie das Internet ihm half mit seinem Coming-Out. Dennis vertraut uns seine Suche nach der Traumfrau an, während Sandro die hohen Ansprüche der Mädchen beklagt und Schayan die Dating-Fallen in den Sozialen Medien offenlegt. Aicha berichtet wie sie es schafft, ihre Religion gegen alle Widerstände zu leben und Mariha klärt uns auf über die psychischen Belastungen der Generation Z.

Logo schon-mal-an-selbsthilfegruppen-gedacht.de

Junge Selbsthilfegruppe des Monats Oktober

Treffpunkt Weser-Ems junge Erwachsene mit Krebs

Jeden Monat stellt sich auf dem Portal www.schon-mal-an-selbsthilfegruppen-gedacht.de eine junge Gruppe vor. Im Oktober präsentiert sich der Treffpunkt Weser-Ems junger Erwachsene mit Krebs: "Trotz der aktuellen Corona-Situation haben wir als Norddeutsche einen kühlen Kopf bewahrt und es uns nicht nehmen lassen, Anfang des Jahres 2021 diesen Treffpunkt ins Leben zu rufen. Wir treffen uns regelmäßig in lockerer Atmosphäre – mal live in Farbe und mal virtuell – zu Frühstück, Picknick oder gemeinsamen Aktionen und quatschen über die wichtigen und unwichtigen Dinge auf dieser Welt."

UNABHÄNGIGKEIT IN DER SELBSTHILFE

Banner Selbsthilfe bestimmt selbst

DAG SHG verabschiedet neue "Leitlinien zur Wahrung von Unabhängigkeit und Selbstbestimmung"

Neufassung ersetzt bisherige Fassung von 2004

Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (DAG SHG) hat auf ihrer Mitgliederversammlung im September neue "Leitlinien zur Wahrung von Unabhängigkeit und Selbstbestimmung" verabschiedet. Die Zusammenarbeit mit Dritten ist in der gemeinschaftlichen Selbsthilfe gelebte Realität. Gerade für die Selbsthilfe ist es aber wichtig, glaubwürdig zu sein und unabhängig zu bleiben. Leitlinien geben Hinweise, an welchen Stellen Vorsicht geboten ist und wie man Kooperationen so gestaltet, dass sich keine Abhängigkeiten ergeben.

Die Neufassung spiegelt die Offenheit der DAG SHG gegenüber Kooperationen wider. Gleichzeitig beschreibt sie präziser als bislang ihre Haltung hinsichtlich Sponsoringvereinbarungen. Vor dem Hintergrund ihres Auftrags als anerkannte Selbsthilfe- und Patientenorganisation im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) lehnt sie Sponsoringmittel von Wirtschaftsunternehmen aus dem Gesundheitsbereich ab. Die neuen Leitlinien ersetzen die bisher gültige Fassung von 2004.

AUS DER ARBEIT DER DAG SHG

In 13 Bundesländern werden Fördermittel für Pflegeselbsthilfe nicht ausreichend ausgeschöpft

Neuer Fachausschuss der DAG SHG plant Positionspapier

Im September hat sich der "Fachausschuss Pflegeselbsthilfe" der Deutschen Arbeitsgemeinschaften Selbsthilfegruppen e.V. gegründet und gleich das erste Treffen zeigte, wie notwendig dieser neue Ausschuss ist: Denn ein Austausch über die Fördersituation ergab, dass in 13 Bundesländern die Fördermittel für die gemeinschaftliche Pflegeselbsthilfe durch die Pflegeversicherung gar nicht oder nur in geringem bis mittelmäßigen Umfang ausgeschöpft werden. Ursache hierfür sind politische Barrieren beziehungsweise bürokratische Vorschriften, die der Gesetzgebung entgegenstehen. Im Dezember will der Fachausschuss ein Positionspapier an die Politik ausarbeiten.

AUS POLITIK UND GESELLSCHAFT

Woche der Seelischen Gesundheit (Bild: Aktionsbündnis Seelische Gesundheit)Woche der Seelischen Gesundheit (Bild: Aktionsbündnis Seelische Gesundheit)

Woche der Seelischen Gesundheit nimmt Familien in den Blick

Bundesweit zahlreiche Veranstaltungen

Noch bis 18. Oktober 2021 nimmt die diesjährige Woche der Seelischen Gesundheit Familien in den Blick. Unter dem Motto "Gemeinsam über den Berg – Seelische Gesundheit in der Familie" finden bundesweit wieder zahlreiche Veranstaltungen sowohl digital als auch live vor Ort statt und klären über vielfältige Präventions- und Hilfsangebote auf.

Die Pandemie stellt weiterhin eine große Belastungsprobe dar, insbesondere für Familien, die bereits mit psychischen Erkrankungen oder Suchtproblemen konfrontiert sind. Das Gefühl von Isolation, Kontaktsperre, Homeschooling und die Herausforderung, berufliche und familiäre Anforderungen zu vereinbaren, bedeuten für Eltern und Kinder oftmals nicht nur Verunsicherung, sondern eine psychische Überlastung.

Uniklinikum Freiburg erforscht Peer Mentoring von Krebserkrankten

Das Uniklinikum Freiburg untersucht in einem Forschungsprojekt, inwieweit Krebserkrankte durch Einzelgespräche mit ehemaligen Krebserkrankten in ihrer Patientenkompetenz gestärkt werden. Die ehemaligen Erkrankten wurden für dieses Peer Mentoring zuvor als Selbsthilfe-Coaches geschult. Das Gesprächsangebot richtet sich an Krebserkrankte in der Akut- oder Rehaphase; die Zahl der Gespräche stimmen Patient*in und Coach miteinander ab. Alle Projektschritte werden wissenschaftlich evaluiert. Das Coachingangebot endet im Februar 2022.

Wanderausstellung "Selbsthilfe & Migration" eröffnet

Videos in vier Sprachen zeigen Selbsthilfeerfahrungen

Die BAG SELBSTHILFE hat im September ihre Wanderausstellung "Selbsthilfe & Migration" in Düsseldorf eröffnet. Die Ausstellung stellt anhand von Fotos, Grafiken und Audiomodulen die Arbeitsformen und Strukturen der Selbsthilfe dar. Im nächsten Jahr soll die Ausstellung auf Tour gehen. Im Rahmen der Ausstellung sind auch vier Videos entstanden, in denen Menschen mit Migrationshintergrund auf russisch, französisch, türkisch und deutsch von ihren Selbsthilfeerfahrungen erzählen.

Stiftung für Engagement und Ehrenamt bietet Förderung in strukturschwachen und ländlichen Räumen an

Anträge noch bis 24. Oktober möglich

Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt bietet ein Mikroförderprogramm für ehrenamtlich getragene Organisationen in strukurschwachen und ländlichen Räumen an. Mit dem Förderprogramm können die Organisationen bis zu 2.500 Euro beispielsweise für Fortbildungen, die Neugestaltung einer Internetseite oder Anschaffungen erhalten. Interessierte Organisationen müssen sich beeilen: Anträge sind nur noch bis 24. Oktober 2021 möglich.

Deutscher EngagementTag am 2. und 3. Dezember 2021

Motto "Zivilgesellschaft zwischen Krisen und Nachhaltigkeit"

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement richten am 2. und 3. Dezember 2021 den 6. Deutschen EngagementTag aus unter dem Motto "Zivilgesellschaft zwischen Krisen und Nachhaltigkeit: Neue Themen – Zukunft schaffen!" Die Fachtagung widmet sich den Fragen: "Wie gelingt es, langfristige und stabile Strukturen für bürgerschaftliches Engagement zu schaffen und zu stärken? Wie kann Engagement als Ort des lebenslangen Lernens Inklusion und Austausch fördern? Wie kann Zivilgesellschaft aktiv den digitalen Wandel gestalten? Und wie könnte eine Vision für die Zukunft des Engagements aussehen?" Aktuell ist die Tagung als hybride Veranstaltung in Berlin geplant.

ZU GUTER LETZT

Lesetipp

Leitfaden zur Beteiligung von Erfahrungsexpert*innen in Gremien

Ein neuer Leitfaden unterstützt dabei, Erfahrungsexpert*innen in Gremien zu beteiligen. Der Leitfaden von ÖKUSS, der Österreichischen Kompetenz- und Servicestelle für Selbsthilfe, richtet sich an Vorsitzende, Organisator*innen und Moderator*innen von Gremien, Beiräte, Kommissionen und Arbeitsgruppen. Die übersichtliche Handreichung hilft in drei Etappen, die Beteiligung vorzubereiten, diese mit passenden Selbsthilfe- und Patientenorganisationen zu klären und schließlich zu reflektieren.

Die Etappen sind wiederum in insgesamt neun Schritte aufgeteilt, etwa "die vier Grundfragen der Beteiligung":
1. Wann und woran beteiligen?
2. Welche Einflussmöglichkeiten sollen die Erfahrungsexpert*innen haben?
3. Welches Wissen und wessen Perspektive soll einbezogen werden?
4. Wen auf welcher Grundlage beteiligen? 

Videotipp

Social Media mit Maskottchen

Social Media kann abschreckend sein: Man braucht eine Strategie und Zeit und Fotos und Videos und manchmal gute Nerven. Das Nystagmus Netzwerk e.V. hingegen kommt gut mit einen pragmatischen Ansatz zurecht: Im "Studio Selbsthilfe", dem YouTube-Kanal des Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Rheinland-Pfalz, erzählt die Vorsitzende des Netzwerks, dass sie lange Zeit einfach überlegt hätten, was sie selbst interessiert, und es nicht nur darum gehe, was gut ankommt. Mehrere hundert Follower auf Instagram, Facebook und Twitter zeigen, dass dieses Vorgehen auch klappt.

Im "Studio Selbsthilfe"-Gespräch geht es auch auch darum, dass Soziale Medien meist gut funktionieren, wenn man sich persönlich zeige. Nicht immer wollen Betroffene aber ihr Gesicht zeigen. Das Netzwerk hat auch hier eine Lösung gefunden: Regelmäßig werden Bilder veröffentlicht mit Wobby, einer gehäkelten Eule als Maskottchen.

Nationale Kontakt- und Informationsstelle
zur Anregung und Unterstützung von
Selbsthilfegruppen

Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin

Telefon: 030 / 31 01 89 60
Fax: 030 / 31 01 89 70

E-Mail: selbsthilfe@nakos.de

Das Wissensportal zur Selbsthilfe:
www.nakos.de