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Engagementfördernde Infrastruktureinrichtungen

Freiwilligenagenturen und Freiwilligenzentren, Bürgerstiftungen, Mehrgenerationenhäuser sowie Seniorenbüros und Selbsthilfekontaktstellen sind wichtige Infrastruktureinrichtungen des bürgerschaftlichen Engagements vor Ort.

Aufgrund wirtschaftlicher, kultureller und politischer Veränderungen haben sich Formen des zivilgesellschaftlichen Engagements in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt. In den 1970er und 1980er Jahren sind aus diesen Veränderungen soziale Bewegungen wie beispielsweise die Friedens- und die Umweltbewegung hervorgegangen. In dieser Zeit sind die Einrichtungen der Engagementförderung entstanden: die Deutsche Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen e.V. (1975) und die erste Freiwilligenagentur ("Münchener Helfer Information", 1980). In den 1990er Jahren kamen die Seniorenbüros (1995), die erste Bürgerstiftung (1996) und später die Mehrgenerationenhäuser hinzu (Krimmer 2022).

Freiwilligenagenturen und Freiwilligenzentren, Bürgerstiftungen, Mehrgenerationenhäuser sowie Seniorenbüros und Selbsthilfekontaktstellen sind wichtige Infrastruktureinrichtungen des bürgerschaftlichen Engagements vor Ort. Sie sind in Deutschland an mehr als 2.000 Standorten zeitgemäße und verlässliche Einrichtungen der Engagementförderung. Es existieren etwa 450 Seniorenbüros, rund 400 Freiwilligenagenturen und Freiwilligenzentren und rund 350 Selbsthilfekontaktstellen. In Deutschland existieren 530 Mehrgenerationenhäuser, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert werden und 420 Bürgerstiftungen, von denen 263 das Gütesiegel für Bürgerstiftungen tragen, das heißt sie entsprechen Qualitätskriterien wie Unabhängigkeit oder Gemeinnützigkeit (Stand: 2022). Sie alle sind wichtige Anlaufstellen für bürgerschaftliches Engagement und fördern als Vernetzungs- und Entwicklungsstrukturen freiwilliges Engagement, Ehrenamt und Selbsthilfe.

Neben dem Wirken von Vereinen, Verbänden und kommunalen Verwaltungen trugen und tragen diese Einrichtungen wesentlich zur Entfaltung des Bürgerengagements im unmittelbaren Lebensumfeld und in den Gemeinden bei. Daher hat die Enquête-Kommission "Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements", die 1999 von der Bundesregierung eingesetzt wurde, auch den nachhaltigen Auf- und Ausbau solcher Einrichtungen empfohlen.

Aus der Enquête-Kommission sind der Unterausschuss "Bürgerschaftliches Engagement" und als Wissens- und Kompetenzplattform für bürgerschaftliches Engagement das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement entstanden. Seit der 15. Legislaturperiode (2002-2005) arbeitet der Unterausschuss "Bürgerschaftliches Engagement" im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages an der Realisierung der Beschlüsse der Enquete-Kommission und befasst sich mit laufenden Vorhaben für die Schaffung von Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement.

In 2020 wurde als eine bundesweit arbeitende Anlaufstelle zur Förderung ehrenamtlichen Engagements die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt gegründet. Die Stiftung verfolgt insbesondere das Ziel, das Ehrenamt in strukturschwachen und ländlichen Landesteilen zu stärken.

Gemeinsam ist Freiwilligenagenturen und Freiwilligenzentren, Bürgerstiftungen, Mehrgenerationenhäuser, Selbsthilfekontaktstellen und Seniorenbüros ein fach-, themen- und trägerübergreifender Ansatz. Sie arbeiten niedrigschwellig und beteiligungsoffen und haben ein breites Spektrum von Adressat*innen. Die Nutzung der Angebote setzt keine Mitgliedschaft voraus. Sie nehmen die Rolle von Netzwerkknoten ein und bauen Brücken zwischen staatlichen Instanzen, Verbänden, Versorgungseinrichtungen, Privatwirtschaft, selbstorganisierten Gruppen und Bürgerinnen und Bürgern. Durch Kooperationsförderung und Netzwerkarbeit bieten sie hervorragende Voraussetzungen für die verantwortliche Mitgestaltung des Gemeinwesens, Partizipation und Teilhabe.

Aufgrund dieses fach-, themen- und trägerübergreifenden Ansatzes, haben sich die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. (bagfa), die Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. (BaS), die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (DAG SHG), das Bündnis der Bürgerstiftungen Deutschlands (BBD) und das Bundesnetzwerk der Mehrgenerationenhäuser e.V. (BNW MGH) im bundesweiten Netzwerk Engagementförderung zusammengeschlossen. Das Netzwerk hat es sich – über die Besonderheiten der jeweiligen Einrichtungen hinweg – zur Aufgabe gemacht, die lokalen Engagementstrukturen nachhaltig und verlässlich zu stärken.

Links

Quelle

Krimmer, Holger (2022): Selbstorganisationsfähigkeit stärken – Strukturwandel mitgestalten. Die Rolle engagementfördernder Einrichtungen in der Weiterentwicklung der Zivilgesellschaft. Herausgeber: Netzwerk Engagementförderung. Berlin. https://bagfa.de/wp-content/uploads/2022/03/2022_Endfassung_Expertise_Strukturwandel_mitgestalten_Netzwerk_Engagementfoerderung.pdf (24.05.2022)

MITREDEN

Mehr Zivilgesellschaft wagen

Interview mit Wirtschaftsprofessor Michael Vilain | Stiftung Aktive Bürgerschaft | 2020

Freiwilliges Engagement

Themenseiten auf dem Internetportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

THEMEN

Stellungnahmen und Informationen der DAG SHG zur Engagementförderung

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Informationen zu speziellen Fragen des freiwilligen Engagements wie Rechtsstatus, Versicherungsschutz oder Ehrenamtspauschale finden Sie in unserer Rubrik Praxiswissen.