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Erlebte und erlernte Kompetenz

Kooperationen im Gesundheitswesen

Zwischen der Selbsthilfe und Fachleuten in der Versorgung (Ärzt*innen, Therapeut*innen, Beratungsstellen, Kliniken, Krankenkassen) gibt es vielfältige Kontakte, angeregt und befördert durch Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen, aber auch durch Selbsthilfekontaktstellen, die sich hier als Mittler zwischen der Selbsthilfeseite und dem professionellen Versorgungssystem verstehen.

Gerade bei seltenen Erkrankungen oder multikausalen Problemstellungen weisen Mediziner*innen, Krankenhäuser sowie Krankenkassen die Patient*innen gern auf Selbsthilfegruppen hin, weil dort spezifisches Fachwissen und erfahrungsbasiertes Wissen zum Umgang mit krankheitsbedingten Problemen der Lebensführung vermittelt werden können.

Gelungene Kooperation nutzt beiden Seiten: Expert*innen auf der medizinischen Versorgungsseite profitieren von dem Erfahrungswissen einer Selbsthilfegruppe zu einem spezifischen Krankheitsbild. Größeres Verständnis der spezifischen Probleme – besonders bei seltenen Erkrankungen – verbessert das Verhältnis zwischen Patient*in und Ärzt*in.

Selbsthilfegruppen wirken therapieergänzend insbesondere in der psychosozialen Versorgung. Psychosoziale Angebote durch die Selbsthilfe können eine emotionale und zeitliche Entlastung der professionellen Arbeit ebenso bewirken.

Selbsthilfegruppen profitieren von den Erfahrungen verschiedener Fachleute zu spezifischen Krankheitsbildern und von neuen medizinischen Erkenntnissen, zu denen sie nur durch Mediziner*innen oder Therapeut*innen Zugang erhalten können. Durch gemeinsames Auftreten in öffentlichen Veranstaltungen, Beiräten, fachlichen Arbeitskreisen oder politischen Gremien gelingt es, Patienteninteressen und Patientenrechte gemeinsam mit einem*r „starken" Partner*in zur artikulieren und ihnen somit mehr Gewicht zu verleihen.

Damit können Fachleute Selbsthilfegruppen unterstützen

Selbsthilfegruppen nennen immer wieder die folgenden Wünsche an Fachleute im Gesundheitswesen:

  • Anerkennung von Fachleuten und Zusammenarbeit,
  • günstige Rahmenbedingungen für die Gruppenarbeit (Räume, Infrastruktur, Arbeitsmittel),
  • Kontakte zu anderen Interessierten und zu bestehenden Gruppen
  • organisatorische Hilfen
  • Beratung zur Gruppengründung und begleitende Beratung zur laufenden Gruppenarbeit
  • Austausch mit anderen Gruppen und mit Fachleuten
  • fachliche Informationen, gegebenenfalls die Vermittlung von fachlichen Informationen und Kontakten
  • finanzielle Förderung

Die Schwestereinrichtung der NAKOS unterstützt Gesundheitseinrichtungen aller Art: Krankenhäuser, Rehakliniken, Arztpraxen

Das Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen besteht seit 2009 und hat seine Geschäftsstelle in Berlin, im gleichen Gebäude wie die NAKOS, die eines der Gründungsmitglieder gewesen ist. Idee des Netzwerks ist dieser Gedanke: Die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen fördert das patientenorientierte Handeln von Gesundheitseinrichtungen.

Das Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit informiert und berät zum Konzept Selbsthilfefreundlichkeit und zeichnet Einrichtungen aus, die die Qualitätskriterien erfüllt haben.

Link zum Netzwerk: www.selbsthilfefreundlichkeit.de

Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzt*innen sowie Psychotherapeut*innen

Die Kassenärztlichen Vereinigungen sind die Behörden, die in den Bundesländern die ambulante medizinische Versorgung organisieren. Deutschlandweit gibt es 17 Kassenärztliche Vereinigungen: in jedem Bundesland eine, in Nordrhein-Westfalen zwei. Dazu gibt es die Kassenärztliche Bundesvereinigung.

Einige Kassenärztliche Vereinigungen unterstützen die Zusammenarbeit von ihren Mitgliedern, den niedergelassenen Mediziner*innen und Psychotherapeuten*innen, mit Selbsthilfegruppen. Sie bieten Kooperationsberatungsstellen für Selbsthilfegruppen und Ärzte (KOSA) an. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung führt eine Liste der KOSA-Stellen.

Link zu den Adressen der KOSA bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: www.kbv.de

Unabhängigkeit und Interessenskonflikte

Neben der wichtigen Kooperation von Kliniken und Arztpraxen mit Selbsthilfegruppen wird auch immer wieder die umstrittene Unterstützung der Selbsthilfe durch Wirtschaftsunternehmen – insbesondere von Arzneimittel- und Medizinprodukteunternehmen sowie Hilfsmittelherstellern – thematisiert. Liegt eine große Nähe zwischen dem Krankheitsbild einer Selbsthilfegruppe oder -organisation und den Produkten eines fördernden Unternehmens vor, besteht die Gefahr einer unerwünschten Einflussnahme durch das fördernde Unternehmen auf die Meinungsbildung und auf die Informationsmedien der Selbsthilfe. Es können Interessenkonflikte entstehen. Auf einer eigenen Themenseite befasst sich die NAKOS mit der Unabhängigkeit von Selbsthilfegruppen.

Link: Themenseite Autonomie

Kassenärztliche Bundesvereinigung
Kooperation mit Selbsthilfegruppen