Seite drucken Sie befinden sich hier:  HOME  /  Themen  /  Seelische Gesundheit  /  Basiswissen Krankheitsbilder

Basiswissen Krankheitsbilder

Facettenreich wie die menschliche Psyche sind auch deren Erkrankungen: Verschaffen Sie sich einen Überblick, wodurch die verschiedenen Krankheiten gekennzeichnet sind.

Angst ist für den Menschen ein überlebenswichtiges und ganz normales Gefühl. Der Körper schüttet mehr Adrenalin aus, um auf drohende Gefahren schneller reagieren und sein Leben schützen zu können. Krankhaft werden Ängste dann, wenn sie übermäßig auftreten, ohne dass eine tatsächliche Bedrohung vorliegt.

Spinnen, Fahrstühle, Prüfungen, große Plätze oder andere Menschen lösen dann Angstattacken mit Beklemmungs- und Erstickungsgefühlen, Schweißausbrüchen, Schwindel oder Herzrasen aus.

Zu den Angsterkrankungen gehören auch Panikstörungen, bei denen die Angstattacken ohne ersichtlichen Auslöser auftreten. Von Sozialer Phobie spricht man, wenn unangemessene Ängste und Unsicherheiten mit sozialen Situationen verbunden sind. Dazu gehört die Angst, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich oder lächerlich zu verhalten. Menschen mit einer generalisierten Angststörung wiederum befürchten ständig, dass etwas passieren könnte, und sind oft über Wochen oder Monate innerlich unruhig und angespannt und nicht in der Lage, den Alltag zu meistern.

Ängste (Phobien) gehören mit rund 60 Millionen Betroffenen zu den am weitesten verbreiteten psychischen Störungen in Europa. In Deutschland leiden Schätzungen zufolge rund 12 Millionen Menschen darunter. Angststörungen können auch als Begleiterscheinung von anderen Erkrankungen auftreten, zum Beispiel bei Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ängste stehen häufig im Zusammenhang mit anderen psychischen Erkrankungen. Insbesondere depressive Symptome überschneiden sich häufig mit Angststörungen.

Quelle: Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) | www.bptk.de

Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt: Bipolar (manisch-depressiv) erkrankte Menschen leben mit extremen Emotionen und schwanken dabei zwischen zwei Polen: der Manie und der Depression. Oft fallen sie ohne nachvollziehbare Gründe von dem einen Extrem ins andere.

Die depressiven Phasen sind sehr dunkle Lebensabschnitte mit dem Hang zur Niedergeschlagenheit. In den manischen Phasen sind die Betroffenen über einige Zeit euphorisch, voller Tatendrang, in Hochstimmung und entwickeln oftmals auch eine hohe Risikobereitschaft. Diese extremen Stimmungsschwankungen können sehr unterschiedliche Ausprägungen sowie Verläufe haben.

Im Spannungsfeld zwischen Manie und Depression ist ein geregeltes Leben kaum möglich. Das wiederkehrende Auf und Ab der Emotionen mit Schwankungen der Stimmung und des Antriebs sind ebenso Realität wie ein zwanzigfach erhöhtes Suizidrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.
Schätzungsweise 1,5 bis 3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind von diesem Leiden betroffen, das sind rund zwei Millionen Menschen. Jedoch wissen nur etwa zehn bis fünfzehn Prozent von ihnen über ihre Krankheit Bescheid. Dabei könnten eine rechtzeitige Diagnose und eine gezielte Behandlung den Krankheitsverlauf wesentlich verbessern.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (DGBS) | www.dgbs.de

Der Begriff „Burnout“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „ausbrennen“. Ursprünglich als Managerkrankheit bekannt, wird mit Burnout ein Zustand starker emotionaler und körperlicher Erschöpfung durch chronische Überforderung, anhaltenden Stress, fehlende Anerkennung oder permanente Kränkungen bezeichnet.

Burnout ist also keine fest umrissene Krankheit, sondern beschreibt einen Prozess, der von idealistischer Begeisterung über Desillusionierung zu Frustration und Apathie führt. Damit verbunden können zum Beispiel Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit sein oder auch Drogenabhängigkeit und Suizidgedanken.

Die Symptome, die einem Burnout zugeschrieben werden, können auch auf andere psychische Erkrankungen hinweisen. Medizinisch betrachtet liegt dem Burnout oft eine Depression zugrunde. Die meisten Burnout-Patient/innen müssen medizinisch behandelt werden, um die körperlichen und psychischen Erschöpfungssymptome zu kurieren. Eine Psychotherapie zielt darauf ab, die Strategien der Betroffenen im Umgang mit Belastungen zu verbessern und Entlastungsmöglichkeiten zu schaffen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) | www.dgppn.de

Als Demenz wird in der Medizin ein Zustand bezeichnet, bei dem allmählich immer mehr Nervenzellen und Nervenzellkontakte zugrunde gehen. Dadurch werden die Fähigkeiten des Gedächtnisses, des Denkens, der Orientierung und der Sprache zunehmend beeinträchtigt.

Oft kommt es auch zu Veränderungen des Verhaltens und des Antriebs.

Demenz-Erkrankungen können viele Ursachen haben. Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Demenzen, je nachdem, ob die Demenz aufgrund einer Grunderkrankung wie Alkoholismus (sekundäre Demenz) oder aufgrund von Veränderungen im Gehirn auftritt (primäre Demenz). Die häufigste Ursache ist die Alzheimer-Krankheit mit etwa 60 Prozent.

In Deutschland leben Schätzungen zufolge derzeit insgesamt rund 1,6 Mio. Menschen mit Demenz. Leider gibt es bislang keine Medikamente, die eine Demenz-Erkrankung heilen können, sondern nur Medikamente, die den Krankheitsverlauf verzögern und die geistige Leistungsfähigkeit für eine begrenzte Zeit stabilisieren. Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie können dabei unterstützen, die Selbständigkeit im Alltag länger zu erhalten. Wichtig ist es für die Erkrankten, weiterhin aktiv zu bleiben und die vorhandenen Fähigkeiten zu nutzen.

Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. | www.deutsche-alzheimer.de

Die Diagnose Depression bedeutet mehr als eine vorübergehende Phase der Niedergeschlagenheit und Unlust oder ein Stimmungstief, das bei fast jedem Menschen im Laufe des Lebens ein- oder mehrmals auftritt.

Eine Depression ist vielmehr eine ernstzunehmende Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen beeinflusst, mit Störungen von Körperfunktionen einhergeht und erhebliches Leiden verursacht. Sie kann jeden Menschen treffen, unabhängig von Alter, Beruf und sozialem Stand.

In Deutschland leiden etwa 4 Millionen Menschen unter gedrückter Stimmung, Antriebsmangel und dem Verlust von Freude und Interesse, den sogenannten Hauptsymptomen einer Depression. Auch Zusatzsymptome wie zum Beispiel Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Schuldgefühle, verminderter Appetit, ein pessimistischer Blick in die Zukunft bis hin zu Suizidgedanken können bei einer Depression auftreten. Von einer Depression im medizinischen Sinne spricht man, wenn zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome über mindestens zwei Wochen vorliegen.

Der Verlauf einer Depression kann unterschiedlich sein, von einer einmaligen depressiven Episode bis hin zu chronischen Verläufen. Aber es gibt gute und effektive Möglichkeiten der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung. Nicht oder nicht optimal behandelte Depressionen stellen eine Hauptursache der jährlich rund 10.000 Suizide in Deutschland dar. Es ist deshalb wichtig, dass eine Depression früh erkannt wird. Der erste Ansprechpartner bei dem Verdacht, an einer Depression erkrankt zu sein, ist der Hausarzt oder die Hausärztin. Diese/r zieht gegebenenfalls Fachärzt/innen oder Psycholog/innen zur weiteren Behandlung hinzu.

Quelle: Deutsches Bündnis gegen Depression e.V. | www.deutsche-depressionshilfe.de

Essstörungen können sich auf verschiedene Weise zeigen. Im Wesentlichen werden folgende Hauptformen unterschieden: Magersucht, Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Binge-Eating-Störung (Essattacken mit Kontrollverlust).

Alle Essstörungen können ineinander übergehen oder sich abwechseln. Adipositas gilt nicht als Essstörung im allgemeinen Sinn, sondern als chronische Gesundheitsstörung, die durch eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper gekennzeichnet ist.

So unterschiedlich Essstörungen sind, eines ist für alle kennzeichnend: Essen bestimmt das Leben der Betroffenen. Das gilt für ihren Tagesablauf, ihre Gefühle, ihre Beziehungen zu anderen, ihre beruflichen und privaten Entscheidungen. Sie sind auf das Essen oder das Nicht-Essen fixiert. Ihr Körper ist aus ihrer Sicht für alles Glück und Unglück verantwortlich. Sie tragen ihre inneren Spannungen auf dem „Schlachtfeld Körper“ aus.

Essstörungen können Lösungsversuche für tiefer liegende seelische Probleme oder Ausweg, Flucht oder Ersatz für verdrängte Gefühle und Bedürfnisse sein. Aber auch stummer Protest oder Ablehnung können sich in Essstörungen äußern. Essstörungen haben jedoch auch immer eine körperliche (somatische) Komponente, weil durch Nahrungsentzug starke biologische Reaktionen hervorgerufen werden und der Körper in eine Art Alarmzustand versetzt wird.

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) | www.bzga.de

Persönlichkeitsstörungen liegen vor, wenn tief verwurzelte Charaktereigenschaften oder Verhaltensmuster eines Menschen stark von der Norm abweichen und zu Schwierigkeiten und Konflikten in der Interaktion mit anderen Menschen führen.

Sind Menschen zum Beispiel über die Maßen misstrauisch, hysterisch, auf sich selbst fixiert oder ängstlich-vermeidend und werden so an der Bewältigung des Alltags gehindert, spricht man von Persönlichkeitsstörungen.

Schätzungen zufolge sind jedes Jahr in Deutschland etwa 10 Prozent der Bevölkerung von einer Persönlichkeitsstörung betroffen. Zu den bekanntesten Persönlichkeitsstörungen gehört Borderline – ein komplexes Krankheitsbild mit Merkmalen wie massiven Ängsten vor dem Alleinsein, instabilen Beziehungen, Identitätsstörungen, schweren Depressionen und Selbstverletzungen wie das Ritzen der Haut mit Rasierklingen oder anderen scharfen Gegenständen. Von einer dissozialen Persönlichkeitsstörung spricht man bei Menschen, die soziale Normen übertreten und wenig Empathievermögen besitzen. Sie neigen zu Aggressionen und Gewalt, lernen wenig aus ihren Erfahrungen und besitzen kein Schuldbewusstsein.

Eine histrionische Persönlichkeitsstörung zeichnet sich durch theatralisches Verhalten, Oberflächlichkeit, Übertreibungen und eine labile Stimmungslage aus. Unter der narzisstischen Persönlichkeitsstörung versteht man eine extrem selbstbewusste Haltung nach außen, die verbunden ist mit Großspurigkeit, Selbstüberschätzung, Selbstverliebtheit und negativer Auffassung von Kritik. Menschen mit einer paranoiden Persönlichkeitsstörung sind besonders misstrauisch. Selbst freundliches oder zurückhaltendes Verhalten anderer Menschen wird als feindliches Zeichen gedeutet. Die Betroffenen werden oft als schwierige Charaktere bezeichnet, da sie mit Zurückweisungen und Zurechtweisungen große Probleme haben.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) | www.dgppn.de

Psychosen sind schwere psychische Störungen, bei denen es zu einem vorübergehenden weitgehenden Verlust des Bezugs zur Realität, oftmals verbunden mit einer fehlenden Krankheitseinsicht, kommen kann. Zu den auffälligsten Krankheitsanzeichen gehören Halluzinationen oder Wahn.

Erkrankte Menschen haben häufig Mühe, zwischen der Wirklichkeit und der eigenen, subjektiven Wahrnehmung zu unterscheiden. Das kann dazu führen, dass sie Stimmen hören, die andere nicht hören, dass sie sich verfolgt oder bedroht fühlen (auch von Menschen, die ihnen nahestehen), dass sie Botschaften aus einer Welt erhalten, die anderen nicht zugänglich ist, oder dass sie das Gefühl haben, sie würden sich körperlich verändern.

Psychotische Symptome sind besonders häufig ausgeprägt bei Schizophrenie. Sie finden sich aber auch bei affektiven Störungen, die das Gefühlsleben betreffen, zum Beispiel einer schweren Depression, einer bipolaren Störung oder als Reaktion auf ein traumatisches Erlebnis im Rahmen einer posttraumatischen Belastungsstörung (z.B. dissoziative Störung). Schließlich können psychotische Symptome auch im Rahmen verschiedener organischer Erkrankungen auftreten, zum Beispiel bei einem Hirntumor oder bei einer Abhängigkeitserkrankung.

Die Erkrankung verläuft meistens in Phasen, es gibt akute Phasen und weitgehend symptomfreie Zeiten, die in der Regel deutlich überwiegen. Die meisten Patient/innen erleben immer wieder akute Phasen und Rückfälle. Bei etwa 10 bis 20 Prozent der Betroffenen bleibt es aber bei einer einzigen akuten Episode. Schätzungen zufolge erkrankt weltweit etwa ein Prozent der Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer Psychose, sodass man von etwa 800.000 Betroffenen in Deutschland ausgehen muss.

Quelle: Kompetenznetz Schizophrenie (KNS)

Süchte gehören mit zu den häufigsten psychischen Störungen in Deutschland. Eine Abhängigkeit oder Sucht besteht dann, wenn ein Mensch ein bestimmtes Verhalten nicht mehr kontrollieren oder auf eine bestimmte Substanz nicht mehr verzichten kann.

Substanzen wie Alkohol, Tabak, Koffein, Beruhigungs- und Schlafmittel, Lösungsmittel und illegale Drogen wie Cannabis, Ecstasy, LSD, Kokain und Heroin (Opioide) besitzen allesamt ein Suchtpotenzial. „Nicht-stoffgebundene Abhängigkeiten“ sind Spiel- oder Internetsucht, aber auch Arbeitssucht oder Sexsucht. Mit einer Suchterkrankung geht meist eine veränderte Hirnfunktion einher: Suchtmittel aktivieren verschiedene Botenstoffe, die zum Beispiel Wohlbefinden oder Euphorie auslösen. Dadurch lernt das Gehirn relativ schnell, ein bestimmtes Suchtmittel als positiven Reiz wahrzunehmen. Fehlt dieser Reiz, empfindet es eine Art Belohnungsdefizit – mit der Folge, dass der unkontrollierte Wunsch nach dem Suchtmittel entsteht. Sucht ist also keine Charakterschwäche, sondern eine Krankheit, die im Gehirn nachgewiesen werden kann.

Neben diesen psychischen Abhängigkeiten kann es auch zu einer körperlichen Abhängigkeit kommen, die sich in Entzugserscheinungen wie Unruhe oder Angst ausdrückt. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn das Suchtmittel nicht mehr zugeführt werden kann.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Suchtpsychologie e.V. (dg sps) | www.dgsps.de

Das Tourette-Syndrom ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die durch Tics charakterisiert ist. Dabei handelt es sich um weitgehend unwillkürliche, rasche, meistens plötzlich einschießende Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise auftreten können, aber nicht rhythmisch sind und auch im Schlaf vorkommen können.

Tics können motorisch (Augenblinzeln, Naserümpfen oder Kopfwerfen) oder vokal sein (Ausstoßen von bedeutungslosen Lauten, Husten oder das Nachahmen von Tiergeräuschen). Die Symptome können sehr unterschiedlich sein; jede/r Betroffene zeigt ein eigenes Erscheinungsbild, das sich mit der Zeit auch verändern kann.

Die Erkrankung beginnt fast immer vor dem 18. Lebensjahr. Häufig treten die ersten Tics erstmals im Grundschulalter auf und prägen sich bis ungefähr zum 14. Lebensjahr voll aus. Eine Verstärkung ist oft in der Pubertät festzustellen. Bei einigen Patient/innen lassen die Tics zwischen dem 16. und 26. Lebensjahr wieder nach, die Mehrheit der Betroffenen muss jedoch ein Leben lang damit zurechtzukommen.

Menschen mit einem Tourette-Syndrom suchen oft eine geschützte Umgebung, um ihren Symptomen freien Lauf zu lassen, nachdem sie versucht haben, sie bei der Arbeit oder in der Schule nicht zeigen zu müssen. Typischerweise nehmen Tics im Zusammenhang mit ärgerlicher oder freudiger Erregung, Anspannung oder Stress zu. In entspanntem Zustand oder bei Konzentration auf eine interessante Aufgabe lassen sie eher nach. Unter der sogenannten Koprolalie (das Ausstoßen von Schimpfwörtern) leidet nur eine sehr geringe Prozentzahl aller Betroffenen.

Die Ursache ist bis jetzt noch nicht gefunden. Vermutet wird ein gestörter Stoffwechsel von zumindest einer chemischen Substanz im Gehirn. Eine Therapie, die zur vollkommenen Heilung führt, gibt es bislang nicht.

Quelle: Tourette Gesellschaft Deutschland e.V. | www.tourette-gesellschaft.de

Mehr als die Hälfte aller Menschen ist im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit einem traumatischen Ereignis konfrontiert. In vielen Fällen sind schwere psychische Erkrankungen die Folge. Von traumatischem Stress spricht man, wenn mehrere Bedingungen zusammentreffen:

Die Betroffenen müssen als Opfer oder Zeuge eine bedrohliche Situation erleben, der sie nicht entrinnen können und die bei den meisten Menschen eine existenzielle Erschütterung hervorrufen würde. Dabei kann es sich zum Beispiel um einen schweren Unfall, eine Gewalttat oder auch um eine psychische Grausamkeit handeln. Die Reaktion des Opfers oder Zeugen ist von Angst, Panik und/oder Entsetzen geprägt. Es geht also um ein Ereignis und die unmittelbare Reaktion darauf.

Die Folgen solcher traumatischen Stresssituationen sind sehr unterschiedlich und hängen von früheren ähnlichen Erfahrungen und von der Art des Ereignisses ab: Traumafolgestörungen sind seltener nach Ereignissen, die nicht durch Menschen verursacht wurden (z.B. Naturkatastrophen), oder Verkehrsunfällen. Besonders häufig treten sie nach Vergewaltigungen und Folter auf.

Die typische Traumafolgestörung ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die Tage bis Wochen oder auch erst Monate oder Jahre nach dem Ereignis auftreten kann. Eindringliche, sich aufdrängende Erinnerungen, Nachhallerinnerungen (Flashbacks), Albträume, Anspannung, Schreckhaftigkeit, Vermeidungsverhalten, sozialer Rückzug, emotionales Betäubtsein (Numbing), Labilität, Gereiztheit, Wutausbrüche und sogenannte dissoziative Zustände bestimmen das Krankheitsbild gemeinsam mit wiederkehrenden Scham- oder Schuldgefühlen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) | www.dgppn.de

Der Begriff „zwanghaftes Verhalten“ umfasst ein breites Spektrum an Störungen. Alle Zwangsstörungen beinhalten jedoch zwei wichtige Phänomene: Zwangsgedanken und Zwangshandlungen.

Zwangsgedanken sind unangenehme, sich aufdrängende und wiederholende Gedanken, Ideen oder Vorstellungen, die nicht kontrolliert werden können und Unbehagen oder Angst auslösen. Daraus folgen äußere oder mentale Zwangshandlungen (Rituale), die die Betroffenen immer wieder ausführen müssen. Damit soll befürchtetes Leid abgewendet, Unwohlsein vermieden oder vermeintliche Gefahren beseitigt werden.

Häufige Themen sind Befürchtungen, ob man Gefahren ausreichend vorgebeugt hat, zum Beispiel die Haustür beim Weggehen wirklich zugeschlossen hat. Daraus folgt eine vielfach wiederholte Kontrollhandlung, also etwa wiederholtes Nachschauen und Überprüfen der verschlossenen Tür. Ein anderes Beispiel ist die Angst vor bakterienverursachten Erkrankungen und der Versuch der Vorbeugung durch wiederholte Reinigungshandlungen wie gründliches Waschen.

Ein bis zwei Prozent aller Erwachsenen in Deutschland leiden unter mehr oder weniger ausgeprägten Zwangsstörungen. Schätzungen zufolge liegt die tatsächliche Anzahl der Erkrankten aber höher. Eine besondere Form von „zwanghaftem Verhalten“ ist die „zwanghafte Persönlichkeitsstruktur“. Die Betroffenen sind besonders pedantisch, reinlich, ordnungs- und regelverliebt. Ihr Tagesverlauf ist sehr viel mehr als bei anderen Menschen von Regeln, Listen, Organisation, Pläne schmieden etc. charakterisiert; sie tendieren zu überdurchschnittlicher Vorsicht und Zweifel. Sie erleben ihre Charakterzüge jedoch nicht als übertrieben und ihre Zwanghaftigkeit nicht als sinnlos. Deshalb sind sie selten bereit, sich deswegen behandeln zu lassen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. (DGZ) | www.zwaenge.de

Faltblatt der NAKOS

data/Bilder/Materialien/NAKOS-Faltblatt-Seelische-Gesundheit.jpg

Aus dem Gleichgewicht?
Selbsthilfegruppen helfen bei seelischen Problemen und Erkrankungen

NAKOS INFO

data/Bilder/Fachpublikationen/NAKOS-INFO-116.gif

Die Fachzeitschrift zum Schwerpunktthema Seelische Gesundheit